Gestern, Heute und Morgen
Anna Konjetzkys „Kaleidoskopiert“ im Schwere Reiter
Eine Tanz-Installation zum 20-jährigen Jubiläum von Anna Konjetzky & Co
Kaleidoskopiert (Uraufführung)
2025 ist das Jahr meines 20-jährigen Jubiläums als Choreografin. Eine ganz schöne Strecke, in der in meiner Arbeit viel passiert ist. Vor 20 Jahren war mein Blick auf den Körper ein anderer, ebenso wie der gesellschaftliche Diskurs rund um den Körper ein anderer war. Und so gibt es Aspekte, Elemente vergangener Stücke, die sich nach wie vor im Jetzt verorten und :gehörtL werden wollen. Manches ist auch unterwegs verloren gegangen oder ich habe andere Wege eingeschlagen. Manches hat sich zusammen mit der Gesellschaft und der Zeit verändert. >Kaleidoskopiert< ist für mich auch eine Möglichkeit mit Humor auf die eigene Arbeit der letzten 20 Jahre zu blicken. Nicht alles ist geglückt, ich habe gesucht, probiert und bin auch immer wieder ausgerutscht. Für mich ein wichtiger, spannender Teil meiner Arbeit; nicht zufällig habe ich 2018 ein ganzes Stück 3 >The very moment<, mit dem ich sehr glücklich war 3 dem Scheiter gewidmet.
(Anna Konjetzky)
2005 zeigte Anna Konjetzky bei den Tanztagen Berlin ihre erste Arbeit >Einer<. Schon damals ein Solo für die Tänzerin Sahra Huby, bis heute ihre engste künstlerische Kollaborateurin und nicht wegzuden- ken aus ihren Produktionen. Davon sind bis heute ganze 44 entstanden, darunter Eigenproduktionen und Auftragswerke, Werke für jugendliches Publikum und zahlreiche abendfüllende Produktionen, meist Ensemblestücke, aber auch weitere Soli, wie 2009 >Elephantengedächtniss< (1. Preis Das beste deutsche Tanzsolo, euro-scene Leipzig) oder >Abdrücke< (2012 Tanzplattform Deutschland) und >Über die Wut< (2021, nominiert für den FAUST). Ihre Stücke tourten international und wurden in Europa, Asien, Südamerika und Afrika gezeigt, oft verstärkt mit lokalen Tänzer*innen.
Zum 20-jährigen Jubiläum lädt Anna Konjetzky das Publikum in ihr künstlerisches Universum ein. Zusammen mit sechs Münchner Tänzer*innen, darunter alte Bekannte und neue Gesichter, begegnet sie der Fülle der letzten 20 Jahre. Der Blick zurück ist auch einer ins Jetzt hinein. Wie in einem Kaleidos- kop formieren sich Elemente, Fragmente, Klänge aus ihren vergangenen Stücken zu neuen Bedeutun- gen und Bildern 3 zu einem neuen Stück. Es wird remixt, isoliert, kopiert, vervielfacht, neu zusammen- gesetzt, kommentiert und kontextualisiert. Linien, Verbindungen, wiederkehrende Themen werden sichtbar. Etwas das Fallen, Stürzen von Körpern, wie in >fleck.schwinden< (2011), >ground< (2017) oder >The very moment< (2018). Oder der Versuch ganz nah 3 mit verschiedenen Mitteln 3 an den Körper heranzukommen, indem man ihn hörbar macht wie in >about a session<, klanglich erfahrbar wie in >Move more morph it!< (beide 2018) oder via Kamera wie in >Abdrücke< (2010).
So entsteht aus neu gearbeitetem und zusammengestelltem Material ein parcoursartiges Tanzstück, eine Tanz-Installation, ein lebendes Archiv aus Körpern. Für Kenner von Konjetzkys Stücken auch eine Wiederbegegnung mit der eignen Erinnerung, für Newcomer im Kosmos der Choreografin eine ganz eigenständige Arbeit, die in die vielen Facetten eines künstlerischen Universums blicken lässt. >Kaleidoskopiert< ist hineinchoreografiert in den Raum für ein sich frei bewegende Publikum, das so immer wieder Platz und Blickrichtung ändern kann. So werden die Zuschauer*innen zu einem ganz entscheidenden Akteur, mitten drin im Werk.
Den Sound des Abends steuert Sergej Maingardt bei, langjähriger musikalischer Partner von Anna Konjetzky. Auch er wird mit Samples, mit Stücken aus alten Werken arbeiten, sie neu verbinden, zusammensetzten, weiterkomponieren, ebenso wie er Musikstücke anderer Komponist*innen, mit denen Anna Konjetzky gearbeitet hat, wie Brendan Dougherty oder Laura Konjetzky, dazu holen wird. Wer Anna Konjetzky kennt, weiß, dass sie ein ganz spezielles Verhältnis zu Raum hat. Sie ist Meisterin darin Räume zu erschaffen und sie mit Tanz zu füllen, ob Schrägen, fahrende Kuben, Guck-kasten, schwankende Planken, ob große Bühnenbilder oder leeren Raum. Für ihr Jubiläumsstück hat sie das schwere reiter gewählt. Ein Ort, an dem sie noch nie Premiere feierte, mit dem sie keine Geschichte verbindet und in dem sich die Arbeiten neu und anders entfalten, ohne Erinnerung 3 ein Neubeginn!
FR 28. & SA 29. November | 20 Uhr | schwere reiter München
Choreografie, Raum: Anna Konjetzky
Tanz: Edoardo Cino, Lea Diercksen, Sahra Huby, Amie Jammeh, Quindell Orton, Hikaru Osakabe
Musik: Sergej Maingardt mit Stücken von Brendan Dougherty und Laura Konjetzky
Video: Joscha Eckhart
Produktion: Saskia Schoenmaker
Presse: Simone Lutz
Ort: schwere reiter (Dachauer Straße 114a, München)
Tickets: 20,00 ¬ | erm. 12,00 ¬ | VVK: schwerereiter.de
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