„Mano a Mano“ von Iratxe Ansa und Ego Bacovich, Tanz: Alejandro Azoren und Skyler Maxey-Wert / Ballett am Rhein Düsseldorf Duisburg

Zu Gast in Regensburg

22. Aidstanzgala begeistert mit Ironie, Romantik und klassischem Spitzentanz das breite Publikum

Zehn Choreografien und Ausschnitte aus größeren Tanzstücken von acht Tanzkompanien verdichteten sich in der 22. Ausgabe der Benefizveranstaltung zu einem künstlerischen Festschmaus.

Regensburg, 25/11/2025

Das bunte Schlussbild mit allen Tänzerinnen und Tänzern und dem gesamten Regensburger Team machte noch einmal die gewaltige Leistung deutlich, die hinter der Aidstanzgala steckt. Zehn verschiedene Choreografien und Ausschnitte aus größeren Tanzstücken von acht Tanzkompanien und Ensembles verdichteten sich in der 22. Ausgabe der Benefizveranstaltung zu einem künstlerischen Festschmaus, der seinesgleichen sucht. 

Noch vor der offiziellen Begrüßung durch Intendant Sebastian Ritschel und Übergabe der Moderation an Petra Stikel schlug die Regensburger Tanzcompany mit der Choreografie „Echoes of Language“ von Soleil Jean-Marain einen markigen Pflock ein. Zur rhythmisch und klanglich packenden Musik, „13 Drums“ von Maki Ishii, entwickelten fünf Tanzende eine enorm dynamische, vielstimmige Verhandlung und Unterhaltung der Körper. Beleuchtet von Leuchtstoffröhren, die wie Schaukeln vor den Akteur*innen hingen, entluden sich scharfe Spitzen gegeneinander, baute sich dramatische Spannung auf und ging regelmäßig etwas im Austausch schief.

Über diese angespannt-vibrierende Stimmung legte sich Uwe Scholz` „Romanze“ wie Balsam auf die Seelen des Publikums. Selbst Zuschau*erinnen, die keinen Draht zur Form des klassischen Balletts haben, zeigten sich in der Pause hellauf begeistert von der tänzerischen Leistung, der Hingabe und Ausdruckskraft der drei Tanzeleven. Zur Musik des Spätromantikers Sergei Rachmaninow tanzten Helena Nietzold, Nicolo Schiavo und Cooper Tate von der Staatlichen Ballettschule Berlin mit federleichter Grazie und zärtlich-kraftvoller Anmut. 

Von Uwe Scholz bis Sasha Waltz

In einer weiteren Choreografie des mit nur 45 Jahren verstorbenen Scholz, „Die Schöpfung“ nach Joseph Haydn, standen die koreanische Solotänzerin Soojeong Choi und der Brasilianer Evandro Bossle vom Leipziger Ballett dieser Leistung der jungen Berliner in nichts nach. Dagegen wirkte der Pas de deux „Scène d`amour“ der hochdekorierten und preisgekrönten Choreografin und Regisseurin Sasha Waltz eigentümlich blutleer und wenig inspiriert. Rosa Dicuonzo und Yuya Fujinami tanzten den Ausschnitt aus Hector Berlioz` Sinfonie „Romeo et Juliette“ in hellen neutralen Gewändern mit somnambuler Traumverlorenheit. 

Dagegen strotzte „Mano a Mano“, ein weiterer Pas de deux, der beiden Choreograf*innen Iratxe Ansa und Igor Bacovich vor Kraft und Spannung. Alejandor Azorin und Skyler Maxey-Wert versprühten mit nackten Oberkörpern in kämpferischer, wie in tiefer zärtlicher Nähe das Aufeinanderprallen explodierender Lust und Leidenschaft. Dazu trug auch die orchestrale Musik Astor Piazzollas und eine mit Hell-Dunkel-Kontrasten auf den Körpern spielende hervorragende Lichtregie bei, die dem Tanz eine zusätzliche herbe Note verpassten. 

Erhielten die beiden Tänzer des Ballett am Rhein Düsseldorf-Duisburg schon lautstarken Beifall, konnte das regionale inklusive Ensemble Upside Down die üppigste Bestätigung und Resonanz verbuchen. Mit ihrer gemeinsam erarbeiteten Choreografie „Kleine Liebe“ eroberten die sechs Tanzenden, darunter eine Rollstuhlfahrerin, die Zuneigung der Besuchenden im bis auf den letzten Platz besetzten Theater praktisch im Sturm. Annäherung, Zugewandtheit, eine von Licht und halbtransparenten Tüchern umhüllte körperliche Begegnung und das leidvolle Verlassenwerden vermittelte das aus Laien und Profis bestehende Ensemble mit großer Eindringlichkeit und starkem Einsatz. 

Gleich mit zwei sehr unterschiedlichen Produktionen war das Ballett Schwerin vom Mecklenburgischen Staatstheater bei der Aidstanzgala vertreten. Groovy, schnell und voller – auch popmusikalischer – Ironie präsentierte ein männlich-weibliches Quartett in blaugrünen Kostümen „7:1“, eine rasante Choreografie mit Discoanteilen von Jonathan dos Santos. Das machte richtig Laune. Weniger schwungvoll, als vielmehr von einer latent lastenden Stimmung getragen tanzten Anna Korostelova und Matteo Andrioli später auf abgedunkelter Bühne „Summer“ von Ana Isabel Casquilho. Die Portugiesin ist Ballettmeisterin in Schwerin. Einen knackig-kurzen Schlusspunkt setzte Nürnbergs neuer Chefchoreograf Richard Siegal mit „Unitxt“ zur groovebetonten Musik von Alva Noto. 

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