Preisträger Jonah Cook (2. v. l.) mit den JurorInnen Ivan Liska, Prof. Birgit Keil und Gigi Hyatt (v. l. n. r.)
Preisträger Jonah Cook (2. v. l.) mit den JurorInnen Ivan Liska, Prof. Birgit Keil und Gigi Hyatt (v. l. n. r.)

Jonah Cook erhält Konstanze Vernon Preis

Pick bloggt: Die Bosl Stiftung feiert die Grande Dame Konstanze Vernon mit dem Tanzpreis an Jonah Cook

Nach Ivy Amista, Erste Solistin des Bayerischen Staatsballetts, ist Cook der zweite Träger der mit 10.000 Euro dotierten Auszeichnung für herausragende Tänzerinnen und Tänzer.

München, 17/03/2017

Das Beste vorweg: der Preisträger gestern Abend war Jonah Cook, ein Zögling der Royal Ballet School aus London, der es nach zwei Jahren dort vorzog in München seine Ausbildung zu vollenden, um dann Mitglied des Bayerischen Staatsballetts zu werden. Seine letzte Premiere der Ära Liška war Pina Bauschs Stück „Für die Kinder von gestern, heute und morgen“, das in München einen nie da gewesenen Erfolg mit zwölf ausverkauften Vorstellungen feierte. Zur Eröffnung der neuen Ära Zelenski glänzte Cook als Crassus in dem ebenso großen Erfolg, in „Spartacus“, aus den besten Sowjet-Bolschoi-Jahren. Wandlungsfähiger kann man ja wohl kaum sein. Ebenfalls für den Preis nominiert waren Ksenia Ryzhkova, Erste Solistin des Bayerischen Staatsballetts, und Jacopo Bellussi, der erst kürzlich zum Solisten des Hamburg Ballett ernannt wurde.

Verkündet wurde uns illustren Besuchern, Freunden und Förderern der Gewinner durch den Ex-Oberbürgermeister Ude in der „Ansprache eines Außenseiters“, der nach eigener Aussage rein gar nichts von der Materie des Tanzes versteht. Er kann sich zwar tänzerisch nicht ausdrücken (das versteht ja auch nur eine kleine Minderheit), dafür aber kann er mit dem Wort Schwünge, Pirouetten, Hebungen und Stürze kreieren und obendrein schildert er das Leben nicht so tragisch wie es ist, sondern eher von einer heiteren, fast kabarettistischen Seite. Und er gestand, dass die Beharrlichkeit von Ivan Liška ihn fast so stark beeindruckt hat, wie Konstanze es Ihrer Zeit fertiggebracht hatte, das Ballettzentrum im Schwabinger Straßenbahndepot in Zusammenarbeit (das darf man sich ruhig auf der Zunge zergehen lassen) von Land Bayern und Stadt München durchzusetzen.

Ivan übernahm nach seinem Ende als Ballettchef dann das sogenannte Bayerische Staatsballett II, also die Junior Company. Er war ja direkter Erbe von Konstanze, die es damals schaffte, ihm den vielschichtigen neuen Beruf des Direktors nahe zu bringen, indem er eine ganze Spielzeit lang zu ihrer Rechten saß ... In seiner Ansprache, in der er vorsichtig versucht hatte, den Zuhörern die verschlungenen Finanzierungswege der Stiftung zu erklären, ließ er am Ende das Geheimnis publik werden, dass man heute beschließen werde, dieses kleine Ensemble aus Berufsanfängern, das Bayerische Staatsballett II / Junior Company, ab der Spielzeit 2017/2018 als Bayerisches Jugendballett firmieren zu lassen.

Übrigens wurde neben literarischen Kapriolen von dem eben erwähnten Ensemble auch getanzt. Leider ist der Raum der Festivität in der ehemaligen Druckerei des „Münchner Merkur“ und der „TZ“ für Tanzvorstellungen denkbar ungeeignet, denn das Bühnchen ist gerade groß genug für ein Rednerpult und zwei oder drei Gäste. Also tanzten die Mitwirkenden schräg daneben auf gleicher Ebene wie das Publikum, das aber nur wenig sah von den Choreografien. Getanzt wurden „3 Preludes“ von Richard Siegal zu Gershwins Klaviermusik und „Jardi Tancat“ zu spanischer Musik in Nacho Duatos Choreografie, das offensichtlich schon wesentlich eindrucksvoller ankam. Besonders fiel mir ein junger Mann auf, der in fünf Jahren vielleicht auch einen Tanzpreis kriegen könnte. Er heißt Christoph Schaller. Aber die anderen fünf Tänzer/innen waren nicht minder engagiert und gut.

Ich hoffe, dass die Jurymitglieder, die extra angereist waren, sich bei diesem „Familienfest“ ebenso amüsiert haben wie ich! Birgit Keil, die sowohl in der Münchner Staatsoper Cranko-Repertoire getanzt hat als auch am Gärtnerplatz in mehreren Premieren zu sehen war, kam aus Karlsruhe/Mannheim. Gigi Hyatt, die in der Bosl Stiftung als besonderes Ziehkind erwachsen geworden ist, bei Neumeier bekannt wurde und nun seiner Schule vorsteht, reiste aus Hamburg an. Alles in allem war das gestern ein gelungener Abend.

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