„Giving Back the Blessings“ von Alina Belyagina

Flüchtig und intensiv

Alina Belyaginas „Giving Back the Blessings“ im Lothringer 13

Flüchtige Momente, intensive Tanzinterventionen, dazu ein treibender Bass und sphärisches Licht. Die Münchner Choreografin hat ein performatives Gemeinschaftserlebnis geschaffen, das einfach Spaß macht.

München, 10/11/2025

Alles ist ständig in Bewegung an diesem Abend. Kein Bild, kein choreografischer Vorschlag der Tänzer*innen bleibt lange stehen. Körper bewegen sich umeinander, werden durch Kurzinterventionen in jeden Winkel der in Clubatmosphäre erleuchteten und mit Nebel gefüllten Lothringer 13-Halle gezogen. Die Grenzen zwischen Performenden und Zuschauenden verschwimmen – wer guckt hier wen an? – bis am Ende alle zum gemeinsamen Tanzen aufgefordert werden.

„Giving Back the Blessings“ ist die neue Arbeit der Münchner Choreografin Alina Belyagina, die sie auf Einladung Kalas Liebfrieds, des neuen Leiters der Lothringer 13, als performatives Happening für den Münchner Kunstraum entworfen hat. Anfang und Ende des Abends sind weniger stark markiert als in konventionelleren Tanzsettings. Beinahe privat bewegen sich die Performerinnen zwischen den Zuschauer*innen und beginnen spontan – allein, zu zweit oder in der Gruppe – mit tänzerischen Kurzaktionen. Zu Beginn lassen sie die Zuschauer*innen einen Catwalk rahmen, auf dem sich eine nach der anderen „vorstellen“. Voguingelemente gehen aus der Squat-Position des Duckwalks fließend über in ebenfalls gekniete folkloristische Tanzschritte. 

Vieles an diesem Abend ist roher und auf erfrischende Art und Weise wilder, als man es oft in der Münchner Tanzszene erlebt. Eine gewisse Risikobereitschaft kann man Alina Belyagina und ihrem Team durchaus attestieren. Einmal wird eine Tänzerin auf einer mit Rollen versehen Holztreppe durch den Raum gewirbelt, dann hängt sich die Choreografin selbst in einem von der Decke hängenden Gurt ein und schwebt in akrobatischen Posen und Kontorsionen über dem Boden. Besonders intensiv erlebt man den Moment, wenn erst der Raum vollständig abgedunkelt wird und die Tänzer*innen in hohem Register schreiend durch den Raum rennen, und das Publikum aus dem Dunkel plötzlich in intensives Stroboskop-Licht gehüllt wird. 

Als Zuschauende*r ist man eingeladen, sich ständig zum Geschehen zu verorten. Und anders als in vielen installativen Performance-Settings gelingt es auch, dass es sich das gerne mal träge Publikum nicht an einem Ort gemütlich macht. Der flüchtige Charakter der tänzerischen Momente, das ständige Auf- und Abtauchen der Performerinnen, die dröhnend-treibenden Soundscapes von Dominik Lekavski und das ohnehin schon filigrane, angesichts der limitierten technischen Möglichkeiten des Raums aber besonders beeindruckende Licht von Rainer Ludwig treiben die Anwesenden fortwährend an. Ein kollektives Körpererlebnis, das einfach Spaß macht! 
 

Weitere Vorstellung:
Samstag, 22. November, 21 Uhr
Lothringer 13
Eintritt frei 
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