„Pupo“ von Sofia Nappi. Tanz: Compagnie KOMOCO

PUPO von Sofia Nappis Compagnie KOMOCO

Ulmer Premiere in der ROXY Werkhalle

Carlo Collodis weltberühmtes Kinderbuch „Pinocchio“ inspirierte die junge italienische Choreografin zu einer modernen Coming-of-Age-Geschichte, durch die in Assoziationen auch die märchenhaften Figuren wie Fuchs und Kater, die sprechende Grille oder die blaue Fee geistern.

Ulm, 10/01/2024

Am 17. Januar 2024 ist es so weit: die vom ROXY TanzLabor und weiteren Partnern koproduzierte  (und einige Wochen lang im ROXY einstudierte) Choreografie PUPO von Sofia Nappis Compagnie  KOMOCO hat ihre Ulmer Premiere in der ROXY Werkhalle.

Die Choreografie erzählt die Geschichte des Erwachsenwerdens: wie das unschuldige, neugierige Kind in der Welt erwacht, wie es Menschen trifft und mit ihnen spielt, seine Grenzen austestet. Wie der Jugendliche ersten Versuchungen wie der Gier begegnet, wie er leichtgläubig getäuscht wird, sich mit sich selbst auseinandersetzt und schließlich die Güte kennenlernt, die Kraft des Vergebens. Nach all den Prüfungen und Lektionen verdient ein herangewachsener Pinocchio das Recht, ein echter Junge zu werden, durch Leitfiguren hat er Menschlichkeit erfahren und durch eigene Erkenntnis zu sich selbst gefunden.

Nappi erzählt nicht pantomimisch, sondern integriert minimalistische Bilder in ihren Tanz – das verrückte Zucken einer Marionette oder das Strippenziehen und Manipulieren, das blitzartige Wachsen einer langen Nase, verführerische Tangoschritte oder Tierbewegungen. Weiße Gesichts-masken, die geheimnisvoll auf den Gesichtern auftauchen und wieder verschwinden, spielen auf die Stereotypen und die Gesellschaftskritik der alten italienischen Commedia dell‘arte an. Eine starke, atmosphärische Lichtregie setzt den zentralen Helden und all die Einflüsse auf ihn in Szene.

Die stark rhythmische Musikcollage, zu der Pinocchio tanzt, reicht vom folkloristischen Ton einer Gitarre bis zu getragenen, mystischen Klängen, am Ende schwingt zu einem zarten Chopin-Nocturne die Melancholie der Erinnerung mit.

„Pupo“ entstand für Erwachsene, wird aber Menschen jeden Alters zu schauen und zu denken geben.

Die Choreografin versteht die Erzählung von der verwandelten Holzpuppe als den lebenslangen Versuch, die beste Version von sich selbst zu werden. Nie sollen wir dabei das Kind in uns selbst vergessen, die impulsive, verspielte Holzpuppe, die wir einmal waren, die ausgelassene und unbändige Lust der Kinder, zu tanzen. „Das Holz, aus dem Pinocchio geschnitten ist, ist die Huma-

nitas, das Menschsein“ – so sagte der italienische Philosoph Benedetto Croce über die ikonische 

Figur der kleinen Holzpuppe, die so gerne ein Junge sein möchte.

 

Die Choreografin Sofia Nappi

Sofia Nappi wurde an der Ailey School in New York ausgebildet  und vertiefte ihre Studien interna-tional. Besonderen Einfluss auf ihr Schaffen hatte der enge Kontakt  mit der Hofesh Shechter Dance Company und ihre Beschäftigung mit der Gaga-Sprache von Ohad  Naharin. 

Sofia Nappi ist künstlerische Leiterin und Mitbegründerin von ihrer eigenen Compagnie KOMOCO. Mit ihren ersten Stücken für KOMOCO gewann Nappi auf Anhieb den „Introdans Partner Award“

2021 bei der „Rotterdam International  Duet Choreography Competition“ RIDCC sowie den Ersten Preis, den Kritikerpreis und den Produktionspreis beim 35. Internationalen Wettbewerb für Choreographie Hannover 2021. 

KOMOCO gastierte inzwischen u.a. in Deutschland, Österreich, den USA, Italien, den Niederlanden, Israel, Frankreich, Albanien, Spanien, den Kanarischen Inseln, Mexiko, dem Kosovo, Belgien und Ungarn sowie bei zahlreichen italienischen und internationalen Festivals und Tanzplattformen, darunter bei der „Biennale Di Venezia“, bei MASDANZA, beim „COLOURS International Dance Festival“ in Stuttgart und beim „Teatro del Canal“ in Madrid.  Im Februar wird Sofia Nappis Choreografie IMA zweimal im Festspielhaus Baden-Baden zu sehen sein.
Darüber hinaus kollaboriert Sofia Nappi als freie Choreographin regelmäßig mit namhaften interna-tionalen Ballett- und Tanzkompanien: Im Dezember 2021 inszenierte sie ihr Stück Holelah mit dem Ballett des Nationaltheaters Mannheim. 2023 folgten die Uraufführungen Tagadà für das Staats-ballett Hannover und Moving Cloud für das Scottish Dance Theater. 2024 Jahr wird sie u.a. für das Nederlands Dans Theater, eine der wichtigsten europäischen Compagnien, arbeiten.

PUPO ist Sofia Nappis zweite Choreografie, die (nach REVA 2021) in enger Zusammenarbeit mit dem ROXY TanzLabor entstanden ist.

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