„1004 Zentimeter Mut“ von Nora Elberfeld.

„1004 Zentimeter Mut“ von Nora Elberfeld.

Nora Elberfeld - 1004 Zentimeter Mut

Aus Hamburg zu Gast in München bei FOKUS TANZ

Wie weich ist immer noch stark? Wie groß ist ein*e Held*in? Was kostet Mut und wieviel wiegt ein Nein? Zwei Tänzer*innen gehen auf riskante Erkundungen, heben die Schwerkraft auf, erklimmen den höchsten Winkel des Raumes und verlieren das Gleichgewicht.

München, 23/01/2024

1. Februar 12.15 Uhr - TUM School of Medicine and Health

Department Health and Sport Sciences, Tanz und Gymnastik Halle,  Connollystr. 32, München
Anmeldung für den Vorstellungsbesuch am 1.2.: exploredance@fokustanz.de


2. Februar 10 Uhr - Grundschule an der Max-Kolmsperger-Str.6, München (geschlossene Schulveranstaltung)

 

1004 Zentimeter Mut ist ein tänzerisch-akrobatisches Duett, das sich dem Mut als Gegenspieler der Angst widmet. In einer Welt voller Unsicherheiten erforscht die Choreographie durch ständige Perspektivwechsel die inneren Ressourcen von Groß und Klein. Dabei wachsen Körperteile ins Unendliche, werden Hände zu Füßen, Stühle zu Stufen und die Wand zum Boden. Eine empowernde Choreographie zwischen Tatendrang, Fürsorge und Überwindung.

Choreographie: Nora Elberfeld
von und mit: Guy Marsan, Nora Elberfeld 

Dramaturgie: Judith Jaeger
Bühne, Kostüme: Doris Margarete Schmidt 

Sound: Gregory Büttner
Philosophieren mit Kindern: Yasmin Calvert 

 

Fragen an Nora Elberfeld 

Was bedeutet Mut für dich? 

Für mich bedeutet Mut vor allem, auf sich und die innere Stimme zu hören und nicht so sehr nach den gesellschaftlichen Erwartungen zu gehen. 

Wie verhalten sich Angst und Mut zueinander? 

Angst und Mut gehören zusammen, ein bisschen wie zwei Seiten einer Medaille. Wir haben uns in 1004 Zentimeter Mut mit beiden sehr intensiv beschäftigt. Angefangen haben wir bei den eigenen Ängsten, auch bei denen unserer Kindheit, und haben dann gemerkt, dass Ängste bleiben. Und sie dürfen auch bleiben! In dem Stück machen wir viele Mutproben. Für mich ist hier wichtig, den Ängsten in die Augen zu schauen und sie sich zu Freund*innen zu machen. In dem Stück heißt Mutprobe 25: Der Angst ins Auge schauen. Wir haben am Ende symbolisch ein Monster aufgebaut, das wir erklimmen und dem wir auf Augenhöhe begegnen. 

Was war dein Anhaltspunkt, ein Stück über Mut für Kinder ab 5 Jahren zu machen? 

Während der Corona-Pandemie hatte ich das Gefühl, die ganze Welt ist total aus dem Lot und es gibt viel Unsicherheit. Sehr extrem habe ich das bei den Kindern wahrgenommen - ich habe zwei Kinder und durch meinen Beruf außerdem Kontakt zu vielen Jugendlichen. Wir leben gerade in einer Welt, in der viel kaputt, viel im Argen und viel im Chaos ist. Wir wissen nicht, wie es weitergeht, das ist beängstigend. Ich habe mich gefragt, was eine innere Ressource sein kann, die uns Kraft gibt - und was das auch für Kinder sein kann. Mut ist etwas, das von ganz klein bis ganz groß eine Rolle spielt. 

Mutig sein von ganz klein bis ganz groß - wie spiegelt sich das in der Erarbeitung des performativen Materials wieder?
Im gesamten Prozess haben wir immer wieder mit Kindern gearbeitet: Wir haben gemeinsam mit ihnen und meiner Kollegin Yasmin Calvert über Mut philosophiert und sie zu Probenbesuchen eingeladen. Dann haben wir versucht, die Erfahrungen der Kinder nicht von unseren eigenen zu trennen, sondern sie zu verbinden: Wenn wir auf der Bühne sprechen, sprechen wir immer wieder aus einer Erwachsenen-Perspektive, aber auch aus einer Kind-Perspektive. Wir finden wichtig zu zeigen, dass Erwachsene auch Ängste haben. Wir wollten nicht sagen: Wenn man erwachsen und groß ist, ist das weg. Ängste bleiben das ganze Leben lang, manche verändern sich, andere sind universell.

In einem permanenten Perspektivwechsel erkundet ihr in dem Stück das mutig-Sein. Wie stellt ihr diesen Perspektivwechsel dar?
Sowohl körperlich als auch sprachlich. Körperlich stellen wir uns immer wieder auf den Kopf. Und wir versuchen, verschiedene räumliche Perspektiven einzunehmen: Mal sind wir ganz groß, aber auch mal ganz klein. Wir sind vor und hinter der Bühne, mit und neben den Kindern. Und gleichzeitig gibt es die sprachliche Ebene. Hier arbeiten wir mit Umkehrungen und Gegensätzen. An einer Stelle schlüpfen wir in die Rolle dessen, was uns Angst macht (Mutprobe 1: In das Fell des Löwen schlüpfen). Wir vertanzen wilde Tiere, werden zu ihnen und eignen uns somit das Beängstigende an. Dieser Rollentausch hat für mich etwas sehr Ermächtigendes. Auf beiden Ebenen ist so das Spiel mit Größenverhältnissen ein wichtiger Bestandteil unseres Stückes, teils in einem nicht-logischen Verständnis. 

Was braucht es, damit wir öfters mutig sind - könnt ihr uns etwas mit auf den Weg geben? 

Es braucht das Zuhören. Und es braucht das Spüren, was da für eine Angst ist. Und dann glaube ich braucht es einen Perspektivwechsel. Für mich ist das Spielen eine ganz gute Methode, um Ängsten mutig zu begegnen. Wie kann ich etwas spielerisches und etwas leichtes in die beängstigende Situation reinbringen? Im Stück machen wir beispielsweise eine kleine Angst riesengroß - das sind Mechanismen, die wir alle haben. Der Perspektivwechsel kann zum Beispiel darin bestehen, sich in eine andere Person reinzuversetzen, also als Kind auf die Angst zu gucken oder zu überlegen, wie ich in 10 Jahren mit der Angst umgehen würde. 

 

 

explore dance – Netzwerk Tanz für junges Publikum ist eine Kooperation von fabrik moves Potsdam, Fokus Tanz | Tanz und Schule e.V. München und K3 | Tanzplan Hamburg und HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste. 

Gefördert durch TANZPAKT Stadt-Land-Bund und Bureau Ritter aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg, das Kulturreferat der Landeshauptstadt München und den Bayerischen Landesverband für zeitgenössischen Tanz aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, sowie die Landeshauptstadt Potsdam und das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg. Seit Juli 2022 wird die zweite Phase des Projekts zudem gefördert durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst sowie der Landeshauptstadt Dresden. 

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