Ceren Oran & Moving Borders: Heimat…los!

Ceren Oran & Moving Borders: Heimat…los!

Re-Staging der Produktion von 2015

2015 zog die Choreografin Ceren Oran aus persönlichen Gründen nach München. Eine Stadt, in der sie kaum jemanden kannte und die jetzt Heimat sein sollte. In ihrer ersten dort realisierten Produktion Heimat…los! erforschte sie zusammen mit den Künstlerinnen Nihan Devecioglu und Funda Özcan den Identitätsbruch zwischen 'alter' und 'neuer' Heimat.

HochX München, 12/06/2025

Ganz verschiedene und doch miteinander resonierende Migrationsgeschichten dreier Künstlerinnen trafen hier ebenso aufeinander wie live die drei Kunstgattungen Tanz, Musik und Bildende Kunst: Die Tänzerin und Choreografin Ceren Oran, geboren und aufgewachsen in Istanbul, zog mit 23 Jahren nach Salzburg, um an der SEAD zu studieren mit der Absicht danach ‚nach Hause‘ zurückzukehren.

Die Sängerin und Komponistin Nihan Devecioglu wurde in München geboren wurde und absolvierte Schule und erste musikalische Ausbildung in der Türkei. Nach ergänzendem Studium Operngesang am Mozarteum Salzburg kehrte sie nach München zurück. Funda Özcan ist eine Bildende Künstlerin, die in Garmisch geboren und aufgewachsen ist, in München an der Akademie der Bildenden Künste Bildhauerei studierte und immer in Bayern gelebt hat.

2015 trafen sich diese Biografien dreier Künstler*innen mit türkischen Wurzeln, drei höchst verschiedenen Zugriffe auf Migration, Heimat und Zugehörigkeit in Heimat…los! im damaligen icamp, heute HochX. Die performative Reflektion der persönliche Reise Ceren Orans aus der Türkei nach Mitteleuropa fiel in eine Zeit als die sog. Flüchtlingskrise auf der Balkanroute auf ihren Höhepunkt zusteuerte. Zwei Monate später sollte Angela Merkel den berühmten Satz sagen: Wir schaffen das. Heimat…los! diese ungeförderte Produktion einer in München bis dahin unbekannten Choreografin wurde ein Erfolg und nach der Uraufführung auf zahlreichen Festivals gezeigt: A Corner in the World Festival Istanbul, Turkey Reloaded Festival/Pasinger Fabrik, Made in Germany Festival in Stuttgart u.a. 10 Jahre später scheint von Merkels optimistischen Leitspruch und dem New York Times Lob der deutschen „Willkommenskultur“ wenig geblieben zu sein. Die letzten Jahre waren bestimmt von Abschiebedebatten, populistischer das Boot-ist-voll-Rhetorik und einem breiten gesamtgesellschaftlichen Rechtsruck, von dem die AFD nur die laute Spitze bildet. In dieses gesellschaftliche Klima hinein setzt Ceren Oran ihre einmalige Wiederaufnahme von Heimat...los! Ein Re-Staging des originalen Performance-Materials von 2015 mit den Originalcast Oran (Tanz) und Devecioglu (Musik) sowie den originalen Zeichnungen von Özcan, die diesmal jedoch live von der Wiener Künstlerin Anna Kohlweis gezeichnet werden.

Orans eigene Perspektive auf das, was Heimat ist hat sich in der zurückliegenden Dekade verändert: „Heute wären meine Fragen andere. Heimat ist für mich jetzt nicht so sehr ein geografischer Ort, als vielmehr Menschen, Beziehungen, Begegnungen. Mit der Wiederaufnahme von „Heimat…los“ reflektiere ich einerseits meinen künstlerischen Weg und andererseits das aktuelle gesellschaftspolitische Klima. Aber auch trotz oder gerade deswegen geht es auch um meine Dankbarkeit München und Deutschland gegenüber, denn hier wurde mir die Chance gegeben, meine Projekte zu verwirklichen und die Künstlerin zu werden, die ich heute bin.“

Im Anschluss an die Aufführung findet die SESSION 06 von Ceren Oran & Moving Borders. Ziel des Panels ist es, gemeinsam mit den Gästen Ibrahim Bajo (Musiker) und Sandra Chatterjee (Choreografin, Tänzerin) den künstlerischen, gesellschaftlichen und politischen Wandel in Deutschland in den letzten zehn Jahren zu reflektieren. Das Panel wird von Tuncay Acar moderiert.

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