HOMEPAGE
München
OFFENER BRIEF DER MÜNCHNER ENSEMBLES
Ein dringlicher Appell an die Politik: Theater ist wichtig!
München, den 28. Oktober 2020
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Söder,
Sehr geehrter Herr Staatsminister Sibler,
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Reiter,
Sehr geehrter Herr Kulturreferent Biebl,
wir sind die künstlerischen Ensembles des Bayerischen Staatsschauspiels, der Münchner Kammerspiele, des Gärtnerplatztheaters, des Münchner Volkstheaters, der Schauburg sowie der Bayerischen Staatsoper. Wir müssen zur derzeitigen Lage Stellung beziehen und wenden uns mit einem dringlichen Appell an Sie.
Theater ist wichtig!
Wir alle nehmen die Corona-Pandemie und den damit verbundenen Wunsch, Maßnahmen einzuleiten, sehr ernst. Die Dringlichkeit der Lage ist uns bewusst. Die bayerischen Theater haben sich in den letzten Monaten bereitwillig engagiert, gewissenhafte und bewährte Hygienekonzepte auszuarbeiten und vorzulegen. Zuschauerräume sind durch kontinuierliche Belüftung und die Hygienekonzepte sicherer als viele andere Orte der Begegnung. Es gibt keine belastbaren Zahlen, die suggerieren, dass Theater Super-Spreader-Ereignisse provoziert hätten. Wir fordern die Politik auf, diese Tatsache zur Kenntnis zu nehmen. Es muss endlich eine Debatte stattfinden.
Theater sind geschützte Räume, in denen soziale und künstlerische Begegnungen stattfinden. Wir verstehen es als unsere Pflicht, unsere Kunst, die eine darstellende ist, weiter auszuüben.
Wir vertrauen auf die Risikoeinschätzungen der ExpertInnen und fordern eine verhältnismäßige Prüfung der jeweiligen Einrichtungen. Es kann nicht darum gehen, möglichst viele Einrichtungen zu schließen, sondern im Gegenteil: möglichst viele Einrichtungen offen und somit am Leben zu halten, zumal sie sich bewährt haben – sogar in wissenschaftlicher Hinsicht. Kulturelle Veranstaltungen zu untersagen, halten wir für falsch. Sie ignorieren damit die Maßnahmen, die die bayerischen Theater seit Monaten einhalten, um einen Zuschauerbetrieb zu ermöglichen.
Wir wollen spielen. Wir müssen spielen! Die MitarbeiterInnen der bayerischen Theater haben bewiesen, dass wir mit der derzeitigen Lage professionell und künstlerisch wertvoll umgehen können. Unsere ZuschauerInnen halten sich an all jene Regeln, die auch im Einzelhandel, der Gastronomie, den Schulen und den Landtagen gelten.
Lassen Sie uns die Menschen in diesen schweren Zeiten weiterhin mit einem vielfältigen Kulturangebot versorgen – und sei es nur für die Dauer eines Abends.
Setzen Sie ein Zeichen für die Bevölkerung, dass Ihnen unsere Theater und unser Publikum am Herzen liegen. Wir haben ein Recht auf Kunsträume.
Auf die gesellschaftliche Lage kreativ zu reagieren und Denkanstöße anzubieten, ist unsere Kunst. Eine Kunst, die in diesen Zeiten Halt geben kann und muss.
Herzliche Grüße und bleiben Sie gesund.
Das Ensemble des Bayerischen Staatsschauspiels (Residenztheater)
Das Ensemble der Münchner Kammerspiele
Das Ensemble des Gärtnerplatztheaters
Das Ensemble des Münchner Volkstheaters
Das Ensemble der Schauburg
Das Ensemble und die Solisten der Bayerischen Staatsoper
Kommentare zu "Offener Brief der Münchner Ensembles"
- Kommentar am 30.10.2020 08:14 von tanznetz.de RedaktionHeute, am 31.10.2020 veranstalten die Münchner Theater um 14.30 Uhr eine Menschenkette von den Kammerspielen bis zum Residenztheater und weiter bis zum Volkstheater.
- Kommentar am 05.11.2020 05:44 von tanznetz.de RedaktionAb 2. November ist der Spielbetrieb als Maßnahme zur Pandemie-Eindämmung eingestellt.
Nun hoffen wir, dass wir mit der vorübergehenden Schließung dazu beitragen, das Virus kleinzukriegen, ohne dass ihr wieder auf Kita, Schule und Freunde verzichten müsst; - und auch, dass ihr bald wieder in euer Theater kommen könnt. Denn bei allem Verständnis für die Maßnahmen ist mir wichtig zu betonen: Kultur ist mehr als Freizeitgestaltung. Statt in die bizarre Nachbarschaft von Bordellen und Spielhallen gehört das Theater ganz wesentlich zur Bildung – nicht nur der des Geistes, sondern auch der Herzen und der Sinne. Auf kulturelle Begegnungsräume können wir nicht dauerhaft verzichten, denn sie sind die lustvollen Spielplätze des Lernens. Informationen kriegen wir überall, aber wenn es keine Orte für gemeinsames Nachdenken, Auseinandersetzung und Perspektivwechsel gibt, bereitet das den Boden für gesellschaftliche Spaltung und Radikalisierung. Wir brauchen die Künste im Einsatz für die offene Gesellschaft, für die Verständigung auf Werte und die Entwicklung von Visionen und Hoffnung. Wir können nur kurzfristig auf soziale und kulturelle Anwesenheitskommunikation verzichten. Das Theater bietet dafür - auch während der Pandemie - einen sicheren Freiraum.
Deshalb werden wir weiterproben, im Netz präsent bleiben und uns dafür einsetzen, dass wir am 1. Dezember die Türen wieder öffnen, um mit unserer Premiere „KING A“ ein paar Klingen für die Demokratie zu kreuzen und euch ein Fest für die Sinne und den Verstand zu bereiten! Bleibt zuversichtlich und bleibt gesund!
Andrea Gronemeyer
Intendantin
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