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Regensburg
EINLADUNG ZUM GROßEN GELÄCHTER
"TanzhochX“ bei den Sommertanztagen Regensburg
Im Rahmen der attraktiven Sommertanztage hat es bei der vierten Ausgabe des neuen, von der Stadt mitgetragenen, Formats „TanzhochX“ Einiges zu sehen gegeben. Im Tanzsaal der Mälzerei in Regensburg präsentierten diesmal junge Talente der Region und Vertreterinnen der bayerischen Tanzszene sieben Choreografien. Viel Zeit blieb jeweils nicht, um sich auf die unterschiedlichen Tanzsprachen, den persönlichen Ausdruck und die Ideen der verschiedenen Choreografinnen einzustellen. Bei narrativen Stücken, wie dem wunderbar ironisch-heiteren „SchuhWieDu“ oder dem „Duett“ um zwei Musikinstrumente, war das keine Schwierigkeit. Herausfordernder dagegen zeigte sich schon Eva Egers Solo „Onehundredandfiftyfeettothe-fish“ oder auch das mit mathematisch-esoterischen Formeln beschriebene Duett „Origami“.
Den schwierigen Anfang machte die aus Teublitz stammende Tänzerin und Pädagogin Laura Meißauer mit ihrem kurzen Solo „Aufbruch“. Das Besondere an ihrer etwas verschlüsselt wirkenden Choreografie war die Musik, die der eng an der Außenwand des Tanzsaals aufgereihte Heart Chor live vortrug. Der Zugang zu dem zwischen einem In-sich-Gezogensein und dem unbeholfen wirkenden Aufbruch, der kein Ziel zu haben schien, wurde durch die Ablenkung des Chors erschwert. Gänzlich unbeschwert, witzig und leicht wirkte dagegen ihr Trio „SchuhWieDu“, das sie mit Annette Vogel und Sophia Ebenbichler zusammen erarbeitete und tanzte. In Anlehnung an ‚Kleider machen Leute’ hinterfragten die Tänzerinnen mit roten Pumps und Fellschühchen, tiefernster Yogaoptimierungs-Persiflage und gegenseitigen Triezereien in gelungener Weise die Erkenntnistiefe solch äußerlicher Merkmale. Vogel und Ebenbichler tanzten noch einmal gemeinsam. In ihrem Stück „Duett“ verkörperten sie die beiden Instrumente Geige und Klavier einer bewegenden Komposition.
In einem weiteren Duett, welches Tanja Halenke und Maria Golubova vom Nürnberger Staatstheater gemeinsam choreografiert haben, loteten die beiden Tänzerinnen zu einem groovenden Techno-Pop die Abstraktion des Faltens beim japanischen Origami aus. In schwarzen Seidenjacken entfalteten sie in ausgreifenden Sprüngen, vielen Bodenformen und Paarfiguren synchrone Stärke, allerdings gelegentlich auch kleine Unsicherheiten. Die in Russland geborene Golubova stellte später in ihrem Solo „Niemand war’s“ die Leidenschaftlichkeit und Strenge des spanischen Flamencos in neuer Form dar. Romantisch wie Feen erschienen dagegen die fünf Tänzerinnen der Kotch&Rhapsody Tanzcompany in Heidi Hubers Choreografie „Industry“ in ihren leicht fließenden hellblauen Trägerkleidern. Zwischen der Fremdbestimmtheit einer roboterhaften Taktung im beruflichen Alltag und der menschlichen Freiheit, die sich in einer schnellen Leichtigkeit zeigt, entstand eine erhellende Spannung.
Provokation und Verletzlichkeit, aggressives Auftrumpfen und Eingeschüchtertsein, stereotypes Gehabe und natürliche Intimität brachte die Tänzerin Eva Eger in ihrer teils kryptisch-surrealen, teils ironisch herausfordernden Choreografie mit einem englischen Endlostitel zusammen. Mit präzise abgezirkelten Bewegungen, die sie zeitweise reflektierend auf Englisch kommentierte, ließ sie Bilder von Klischees und Stereotypen in den Köpfen entstehen und hebelt sie damit wieder aus. Jede ihrer Gesten und Bewegungen lud sie mit Bedeutung und Affekt auf und stellte sie zugleich geschickt infrage. Spannend, hochemotional und streitbar, lud die Leiterin der „Tanzakademie Helene Krippner“ zum großen Gelächter ein, das sich aus Selbsterkenntnis speist.
Die nächste Veranstaltung findet am Freitag, 13. Juli auf dem Museumsschiff Ruthof statt. Katrin Hofreiter und Katharina Weinhuber stellen um 21:30 Uhr und 23:00 Uhr mit fünf Tänzerinnen ihre Choreografie „Zwischenräume“ vor.
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