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München
„BODY TALK“
Ein Festival widmet sich der Diskriminierung im Theater
„Das deutsche Theater ist mehrheitlich schlicht und ergreifend: männlich, weiß, hetero. Das betrifft die Stoffe, die Regisseure, das leitende Personal“, so die Einleitung im Leporello zu „Body Talk“ (14.-16. Juli). Mit diesem Theater(kunst)-bezogenen, zugleich auch ganz allgemein soziokulturell reflektierenden Festival „über Körper und Märkte, Geschlecht und Sichtbarkeit im 21. Jahrhundert“ schlagen sich Matthias Lilienthals Münchner Kammerspiele schuldbewusst auch an die eigene Brust.
Vorträge und Diskussionen, jeweils mit Experten besetzt, sollen zum Nachdenken anregen über vier Hauptthemen: sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum wie in der Silvesternacht in München, auf der Kölner Domplatte und auf dem Tahrirplatz in Kairo; Prostitution/Sexarbeit und Schutz der Ausübenden; die durch neue Gesundheitsregimes, digitale Technologien und kosmetische Chirurgie ermöglichte schöne oder doch fatale Optimierung des physischen Körpers. Und viertens „Die unsichtbaren Normen, die alltägliche Diskriminierung im Theater“. Genau gegen diese, gegen die männliche Bestimmtheit des Stadttheaters, wollen die Festival-Kuratoren Stephanie Lohaus und Christoph Gurk angehen. Denn es gibt sie: „die Frauen, die Schwarzen, die Queers, die Freaks“, die Normen-Brecher, die emanzipatorischen Theatermacher. Aber die rackern sich freischaffend unter prekären Bedingungen ab. Ein Weg zu einer positiven Entwicklung, so Gurk, sei die Annäherung beider Strukturen: die von Stadt-/Staatstheater und der freien Szene.
Und diese wird vom Festival schon mal heiß umarmt: Die Berliner Theatertruppe Talking Straight zum Beispiel hat sich das aktuelle Phänomen „Pickup-Artists“ vorgenommen: Machos, die in Gruppen sportsmäßig Frauen verführen. Was hier, gemeinsam mit dem Publikum, in Form „einer „Werkstatt für lernbedürftige Männer“ stattfindet. In neun weiteren Produktionen zu erleben: Münchner Feministinnen, die im Minutentakt Auskunft geben. Eine Ex-Stripperin, die performative Intimität und Tanz als Arbeit befragt. Männer, die ihren eigenen Körper per Fitness-Apps nach individuellem Geschmack stylen. Und Frauen, die in „Agitpop“-Attitüde bei sich das Laute, das Unangepasste und, „GRRRRRL“, das Böse zulassen. Es gibt Performances zwischen Text, Tanz und Musik und auch eine durchgearbeitete Choreografie: Marlene Monteiro Freitas' Ensemble aus MusikerInnen und TänzerInnen erzählt die Geschichte vom Bildhauer Pygmalion, dessen unsterbliche Liebe eine Elfenbeinfigur zu menschlichem Leben erwachen lässt. Es soll, laut Programm, ein grotesk-karnevalesker Ball werden, mit Statuen und Robotern zu Pop, orientalischen Klängen, Tschaikowsky und Live Percussion. Den Abschluss macht ein großes Fest mit Tanz-Karaoke, Konzert, Videoclips, Filmen und vielem mehr.
Die einzelnen Produktionen werden zwischen 14.- 16. 7. 2016 mehrmals gezeigt, zu je verschiedenen Zeiten. Weitere Informationen und Karten unter: Tel. 089/233 966 00 oder www.kammerspiele.de
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