LEUTE
München
DIE STRUKTUR DES TRADITIONELLEN HANDLUNGSBALLETTS AUFBRECHEN
Terence Kohler probt "Helden" fürs Bayerische Staatsballett
Choreografieren – für so manchen Tänzer erst am Ende der Bühnenlaufbahn ein neues Versuchsterrain. Nicht so für den 28jährigen Terence Kohler. 2004, gleich nach seiner Ausbildung an der Mannheimer Ballettakademie, engagiert ihn die dortige Chefin Birgit Keil, eine schöpferische Begabung erkennend, an das ebenfalls von ihr geleitete Ballettensemble am Badischen Staatstheater Karlsruhe: als Tänzer und zugleich als Choreograf. Seit 2008 freischaffend, hat Kohler bereits drei größere Arbeiten für das Bayerische Staatsballett kreiert. Nun folgt „Helden“, ein die Antike mit der technologiesatten Jetztzeit verbindender Abendfüller, der am 21. April die Münchner Ballettwoche (bis 29. 4.) im Nationaltheater eröffnet.
Der Anstoß für Kohlers Laufbahn war wohl die Performing Arts School seiner Mutter in Sydney – in Australien die erste Kunst-Schule dieser Art, in der er praktisch groß geworden ist. Früh geweckt für künstlerische Entwicklungen, will er in „Helden“ die Struktur des traditionellen Handlungsballetts aufbrechen: „Ich erzähle die Story aus verschiedenen Perspektiven. Aus der einen Sicht ist dann jemand ein Held, aus der anderen vielleicht nicht. Ich versuche zu fragen, wie wir in unserer hochtechnologisierten Welt alle miteinander verbunden sind und dann doch auch total voneinander isoliert. In Hongkong hatte ich einen richtigen Schock: die Menschen in den U-Bahnen haben jeglichen Augenkontakt verloren.“ Immerhin kann sich der Zuschauer an drei Griechen-Titanen orientieren: „ Prometheus ('der Vorausschauende') – ich habe bei ihm den Apple-Gründer Steve Jobs im Kopf – stiehlt den Göttern das Feuer und bringt es fortschrittsorientiert den Menschen. Epimetheus ('der Nachherbedenkende') reagiert erst, wenn die Dinge geschehen sind. Jeder der beiden glaubt im Recht zu sein. Also bekriegen sie sich. Während die Begleiterin Athena Parthenos allein ihren logischen Verstand bewahrt.“
Gegensätzliche Qualitäten auch in den verwendeten Musiken von Alfred Schnittke und Lera Auerbach. Kohler: „Die Musik von Lera, mit der ich jetzt das fünfte Mal zusammenarbeite, empfinde ich als weiblich, Schnittkes Musik eher als männlich. Ich wollte die beiden bewusst wie Yin und Yang kombinieren. An Lera schätze ich besonders, dass sie ihre Musik phrasiert, so dass sie sich wunderbar tanzen lässt, was bei zeitgenössischer Musik nicht immer der Fall ist.“ Zum dritten Mal ist rosalie Kohlers Raum-Licht-Kostüme-Partnerin. Hier entwarf sie „eine Art Installation, die sich über fünf Akte hin entwickelt und wie ein Puzzle zu der Fortschrittsidee beiträgt“. Leicht macht es sich Kohler mit dieser gedanklich komplizierten Kreation nicht. Aber anders als bei den vorangegangenen Produktionen hatte er diesmal mehr Zeit für die Erarbeitung. Praktisch dabei ist, dass München Kohlers Wohnsitz ist. Und obwohl er sich meistens dagegen sträubt, er kann Deutsch sprechen. '“Mein Vater ist aus München“, verrät er. „Mit 18 ist er nach Australien, hat sich in das Land und meine Mutter verliebt. Und in meinem Pass steht auch nicht Kohler sondern 'Köhler'“.
Premiere: 21. 4., 19 Uhr 30. Karten 089/2185 1920
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